paul m waschkau #
Hyaenenherz - Traum eines Kamikazefliegers
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Hyänenherz /
Traum eines Kamikazefliegers Pathos Transport BERLIN
2001/2004; Broschur HF ½_Din4 36 S. UA 2003; OrphTheater
Berlin # Regie: Hans Werner Kroesinger Hyena Heart A kamikaze’s dream > > > auch in englischer Version! Übersetzung: Joy Titheridge > BRUTUS, ein in die
Gegenwart hineingeschleuderter Toter der Geschichte, ein mit der Poesie
eines orphischen Dichters ummantelter Killer, Blutpumpe des organisierten
Mordes, bereitet sich auf seinen nächsten Auftrag vor. Obwohl ihm die
Lust am Töten längst vergangen ist, begreift er seinen Job als eine Arbeit,
die erledigt werden muss. In den stets einbrechenden Erinnerungen an ferne
Liebschaften, die ihm gleich poetischen Traumsequenzen wie Visionen verpassten
Glücks erscheinen, schält sich seine Sehnsucht nach einem anderen Leben
heraus. Wenn seine Zeit gekommen ist, wird er aufblitzen. Die Frage
ist nicht // wie weit man gehen will // Die Frage
ist // bin ich in der Lage // so weit zu gehen // wie man gehen muss // |
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CoverZeich.> Fernando Bryce
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TEXTprobe aus: Hyänenherz/Traum eines
Kamikazefliegers
BRUTUS
Der
Tag ist gekommen. Ich werde mich rächen. Ich werde mich auf jeden Fall rächen.
Das ist sicher. Das ist ganz sicher. Habe ich eine andere Wahl. Nein. Habe
ich nicht. Nun.
Worauf warten wir. Das Abendmahl haben wir hinter uns. Ebenso die Morgenandacht.
Und die Beichte. Also.
Auf. Let's go. Ich kenne den Weg, der zur Überheblichkeit
führt. Ich. BRUTUS. Ich. Die Nachgeburt eines fernen römischen Putsches.
Die Niederlage der Geschichte. Der europäische Unterhund. In
den gesetzlosen Zonen des Todes tanze ich meinen Tanz. Ein artistischer
Körper, der als Spielball der Götter, den Gesang der Verrenkung singt. Ein
Krieger in fremder Gestalt. Längst bin ich eine Maschine. Allnächtlich
schweifen meine Körperteile stupide über den Asphalt vorbei an den Palastpyramiden,
die nach Ladenschluss völlig menschenleer sind. Eine kontrollierende
Streife immer den Schlieren des vergossenen Öls entlang. Die körperliche
Selbstzerfleischung als nachgeträumter Traum eines Kamikazefliegers.
Fast wie eine Schlacht. Ein permanentes Irren im Kreis. Doch eine andere
Bewegung kann es gar nicht geben. Die
Aufträge, die ich erhalte, sind immer dieselben Aufträge. Es sind tödliche
Aufträge. Oftmals sehr widerliche Aufträge. Eine Beute des Schreckens. Im
Grunde gibt es mich seit der Morgendämmerung der Menschheit. Wahrscheinlich
glaubt mir das keiner. Tatsächlich bin ich mir meiner Sache als Täter sehr
sicher. Wenn
meine Zeit gekommen ist, werde ich aufblitzen. Und ins Weiß stürzen.
Verschwinden. Aber so weit ist es noch nicht. (...) Cäsar sagte immer:
Alles hat die Form eines
Unkrauts. Man muß es nur ausrupfen. Das
erscheint mir zu einfach. Ich bin nicht sicher. Soll ich Cäsar einen alten
Freund nennen, nur weil wir gemeinsam durch die Kneipen Roms zogen, zukunftswütig
wie Jünglinge. Viel lieber wäre ich Boxer
geworden. Ein Athlet mit der Poesie eines orphischen Dichters. Oder wie
Ben Hur Wagenlenker eines Ferrari in den halsbrecherischen Arenen aus schreienden
Mündern. Aber Staatsmann, Imperator, Eroberer in den Weiten ungewisser
Feldzüge. Nein. (....) |
Und plötzlich passiert wieder etwas. Wie aus
heiterem Himmel. Was soll man tun. Es passiert einfach. Von einer auf die andere
Sekunde passiert es. Und der Mensch ist völlig machtlos. Eben jubelte er
noch vor Glück. Eine Sekunde später ist er querschnittsgelähmt und zwar für
den Rest seines Lebens. Ist das nicht schrecklich. Wir sind nur Halme im Wind. Sandkörner in der
Weite unendlicher Wüsten. Wir verschwinden wie sterbende Elefanten. Sind
sinkende Schiffe. Platzpatronen im Krieg der Gezeiten. Verlöschende
Lichter. Wir flackern nur kurz, dann stürzen wir ab. Verschollen in den
Weiten der Räume. Welträume. Zeiträume. |
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